Über Zwergenfeuer, rote Fußnägel, Lorcheln und andere Seltsamkeiten

24 Teilnehmer*innen sind dem Ruf des Waldes am Stimmstamm gefolgt, um sich auf die Suche nach dem „Brot des Waldes“ zu machen. Die Pilze bilden den dritten großen Bereich der Lebewesen neben den Tieren und den Pflanzen.

emsiges Suchen am Stimmstamm, Foto: Ulrike Hiltawsky

Vorbereitungen wurden getroffen

Am Freitagabend sind alle WaldFreund*innen am Naturfreundehaus eingetroffen. Im Vorfeld wurde viel geplant, organisiert, informiert und eingekauft, um alle Beteiligten gut über das Wochenende zu bringen. Selbst wenn die Pilzernte gänzlich mau ausgefallen wäre, wir hätten das Wochenende nicht hungern müssen. Auch das Hygienekonzept stand wie eine Eins. Es konnte los gehen.

Das gemeinsame Abendessen bestand aus Grillwürstchen, veganer und nichtveganer Art, Pellkartoffeln und Zaziki. Mit einem kleinen Lagerfeuer in der Schale haben wir Wind und Wetter trotzen können. Nach einer Vorstellungsrunde gab es dann noch einige Infos von Carola zu den Pilzsorten, die sie am nächsten Tag im Wald zu finden hoffte. Mit persönlichen Pilzfotos brachte sie uns die Eigenschaften der interessanten Lebewesen näher und bereitete uns so auf die anstehende Suche vor. Im letzten Jahr hatten wir an dieser Stelle einen bemerkenswerten Film von Dieter Honstraß gesehen, einem Pilzsachverständigen, der Seinesgleichen sucht. Aufgrund seiner sehr ins Detail gehenden Beschreibungen hatte Carola das in diesem Jahr etwas anders gehandhabt. Wahrscheinlich, um Ihre Pilzneulinge nicht gleich zu Anfang mit nerdigen Pilzdetails zu verschrecken.

Auf die Plätze, fertig, Pilz

Am nächsten Morgen ging es dann, gar nicht zeitig, gegen 10:30 Uhr in die Pilze. Frühstücken, duschen, Körbchensuchen, verlegtes Pilzmesser, Kosmosführer Pilze noch im Auto, Stiefel verschwunden, all das hat uns von einem früheren Start abgehalten. Der wäre wohl ratsam gewesen, denn auf einigen pilzversprechenden Lichtungen sahen wir andere Sammler mit vollen Körben und freudigen Gesichtern. 

großer Pilzfund bei der Pilzfreizeit 2019; Foto: Ulrike Hiltawsky

Aber Carola hat uns, immer um die unter Naturschutz stehenden Bereiche herum, zu anderen Gefilden geführt. So dass wir doch noch hier und da fündig werden konnten. Unter anderem haben wir an essbaren Pilzen gefunden: Hallimasche, echte und falsche Pfifferlinge, Maronen, Birkenpilze, Steinpilze, Schopftintlinge, Parasole, Reizker und nicht zuletzt viele kleine Zwergenfeuer. Diese haben besonders bei den kleineren Teilnehmern zu einem erhöhten Begeisterungslevel geführt. 

Schatzsuche im Wald

hier lodert ein Zwergenfeuer; Foto: Ulrike Hiltawsky

Wir haben uns Fragen gestellt wie: Lorchel oder Morchel? Stäubling, Schneckling, Trichterling? Wie viele Zwergenfeuer ersetzen eine Mahlzeit? Nicht exakt zu Bestimmendes haben wir fotografiert, aber stehen lassen. Wegen der guten Vorbereitung konnten wir Knollenblätterpilz, Fliegenpilz und Hexenröhrling zum Glück zweifelsfrei identifizieren. 
Im Wald haben sich auch viele interessante Gespräche entsponnen, zum Beispiel, woher der Hallimasch seinen Namen hat. Die Schlauberger unter uns wussten natürlich längst, das „Hallimasch“ von „Hölle im Arsch“ kommt. Der Pilz hat im ungenügend gegarten Zustand wohl eine stark abführende Wirkung. Auf der anderen Seite, so weiß es Wikipedia, könnte der Name auch „Heil im Arsch“ bedeuten, wegen seiner angeblich kurativen Wirkung bei Hämorriden. Wir haben weder das eine noch das andere verifizieren können… Außerdem bei unserer 1a Waldexpedition an Schätzen entdeckt wurden eine Blindschleiche (zuerst vermeintliche Kreuzotter) spektakuläre Nachtfalterraupen und ein Großwildschädel.

Essen, Essen, Essen…

dieser Fliegenpilz wanderte nicht ins Körbchen; 
Foto: Ulrike Hiltawsky

Im Anschluss an die mengenmäßig mäßig erfolgreiche aber überaus gesellige, lehrreiche und angenehme Pilzsuche (wir hatten enormes Wetterglück) haben wir, dann im Regen, ein outdoor-Kuchenbüffet aufgebaut. Viele Teilnehmer hatten im Vorhinein köstlichen Kuchen zubereitet.
Nach einer Pause, der ein oder andere musste ein kleines Nickerchen halten, wurden dann Pilze geputzt, nochmal zur Sicherheit bestimmt (wir alle wollten keine Hölle im Arsch) und so das Abendessen zubereitet. Mit Reis, unverpackt aus dem Unverpacktladen, einer Art Gulasch, einer Gemüsepfanne und den gut durchgegarten Pilzen hatten alle genug zu Essen. Während des Essens wusste natürlich jeder etwas zu den Auswirkungen, die laienhafter Pilzgenuss mit sich führen kann. Von rot gefärbten Fußnägeln über Lebertransplantation bis hin zu mausetot war alles vertreten. Die meisten haben trotzdem mutig bei der Pilzpfanne zugegriffen, mit dem Wissen, das auch im letzten Jahr alle Teilnehmer mit dem Leben davongekommen sind.

Der krönende Abschluss

Am nächsten Vormittag stand dann nach dem Frühstück noch aufräumen und eine Wanderung zum Lörmecke-Turm auf dem Programm. Ach ja, zumindest zu diesem Zeitpunkt hatten sich noch keine Vergiftungserscheinungen bei den Pilzfreunden bemerkbar gemacht.
Nachdem der Turm bestiegen und die Gruppe wieder am NaturFreundehaus angekommen war, haben wir noch die restlichen Klamotten gepackt und alle sind, reich an schönen Erfahrungen und den Lungen voller Waldluft nach Hause gefahren.

Danke Carola für die schöne Zeit, den tollen Input und die gute Organisation! Fürs nächste Mal meld ich mich schonmal an!

reiche Ausbeute in 2019; Foto: Ulrike Hiltawsky

(Text: Ulrike Hiltawsky)

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist BfN-und-BUNS.jpg
Finanziert durch das BfN mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
«
»