
Der in Dortmund geborene und in Bochum lebende Schriftsteller Reinhard Junge ist am Freitag, dem 26.09. bei uns zu Gast im NaturFreundeZentrum. Ab 19:00h liest er aus der von ihm herausgegebenen Biografie seines Vaters Heinz Junge, der sowohl unter den Nazis im Konzentrationslager saß, als auch der Adenauer-Gesinnungsjustiz nur mit Glück entging. Als Vorsitzender des Sachsenhausenkomitees hat Heinz Junge sich ein Leben lang für Menschenrechte und gesellschaftlichen Fortschritt eingesetzt.
Sein Buch „ Ewig kann’s nicht Winter sein. Ein Leben im Widerstand“ erzählt von dem langen und schwierigen Kampf als junger Kommunist im Widerstand gegen das NS-Regime. Reinhard Junge hat aus den Tagebuchnotizen seines Vaters eine ergreifende Biografie erstellt. Über ein Leben im Widerstand, das sich in Zeiten einer wieder erstarkenden Rechten als Mahnung und Warnung liest.
»Zwei SA-Hilfspolizisten schleppten mich die Treppe hinunter. … Ich rief mir ins Gedächtnis: ›Vor der Polizei und dem bürgerlichen Gericht macht ein Jungkommunist keine Aussagen. […] Die zum Antikriegstag verteilten Zettel, mit einem Handdruckkasten erstellt, hatten den Nazis kaum Hinweise auf die Organisatoren geliefert. Ich hatte geleugnet, das Flugblatt verteilt zu haben, das hatte für den Moment gereicht. Aber jetzt war die Falle zugeschnappt.«
Heinz Junge (1914–2004) wurde mit 18 verhaftet und auf der Wache gefoltert. Im Herbst 1933 schickte man ihn ins Moor mit den Worten: „Im KZ kriegen sie dich schon klein!”
Nach seiner Freilassung setzte Junge den Widerstand – nicht „kleingekriegt“ – im Untergrund fort: Er emigrierte nach den Niederlanden, baute in der Illegalität die KPD wieder mit auf, und wurde doch 1940 ins KZ Sachsenhausen verbracht, wo er sich dem geheimen Häftlingswiderstand anschloss. Im April 1945 wurde Heinz Junge, der inzwischen im KZ Mauthausen war, halb verhungert von US-Truppen befreit.
Direkt nach der Befreiung kehrte Junge nach Dortmund zurück, um neu anzufangen. Er war maßgeblich an der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit beteiligt und führte jahrzehntelang Besucher durch Gedenkstätten. Heinz Junge blieb bis ins hohe Alter politisch aktiv und setzte sich als Zeitzeuge unermüdlich für eine antifaschistische Erinnerungskultur ein.
Zum Herausgeber
Reinhard Junge, *1946, geboren in Dortmund, Studium in Bochum, anschließend trotz zeitweiligen Berufsverbots fast 40 Jahre lang Deutschlehrer in Wattenscheid. Vier Reportagebücher über die Neonaziszene in der BRD, zwölf Kriminalromane, teils solo, teils mit Leo P. Ard oder mit Christiane Bogenstahl.